Meine Entdeckungsreise

Meine Entdeckungsreise

Sich vertraut machen mit allem, was ist.
Die Kraft der Stille und das Prinzip der Widerstandslosigkeit erfahren. Den Geist beruhigen.
Dem Herzen und dem Leben lauschen. Sich verbinden und von der Seele führen lassen.

Den inneren Raum betreten. Mit sich in Kontakt sein. Sich vertraut machen. Sich selbst bewohnen. Eine innere Haltung von freundlichem und liebevollem Mitgefühl, Vertrauen, Offenheit und Entdeckergeist finden. Dem Leben in uns und um uns herum mit allen Sinnen begegnen, nicht nur mit dem Körper, Herz und Geist wahrzunehmen und zu lauschen, sondern auch die Filter unserer persönlichen Geschichte, unserer Erfahrungen und Erinnerungen ausblenden, Begrenzungen und Blockaden auflösen, Wunden heilen, um sich dem eignen Wahrnehmungs- und Entwicklungsprozess, dem Neu-Erleben und dem Erleben des anderen Lebewesens zu öffnen. Das ist für mich die Essenz für ein „Selbst“-bewusstes, lebendiges Leben.

„Und es brach die Zeit an, da das Risiko, in der Knospe zu verharren, schmerzlicher wurde als das Risiko, zu blühen.“

– Anais Nin –

Wir sind zerbrechliche und empfindsame Wesen, unvollkommen in unserem Dasein und zugleich wertvoll und stark in unserem inneren Kern. Zum Ganzsein gehören auch Risse, Narben und Wunden, für deren Heilung wir selbst verantwortlich sind. Wir haben alle unsere ganz persönliche Geschichte mit unterschiedlichen Erfahrungen, Mustern, Glaubenssätzen, inneren Blockaden, vielleicht sogar traumatischen Erlebnissen und haben Verletzungen davon getragen. Leben bedeutet Wandel und Veränderung. Es passiert einfach. Wir dürfen in unserem Leben Platz schaffen für die kleinen und großen Wunder des Lebens, für das Licht und für den Schatten. Wir erfahren, wie in unserem Geist, in unserem Körper und in der äußeren Welt ständig Veränderungen stattfinden. Wir erleben Zeiten des Lichts, Zeiten der Dunkelheit, lebhafte Farben und Leichtigkeit ebenso wie düstere Dumpfheit und Schwere.

Wir können oft nicht wählen, welche Herausforderungen uns im Leben begegnen, aber eine achtsame klare Präsenz im gegenwärtigen Augenblick, eröffnet uns die Freiheit, bewusst zu entscheiden, wie wir darauf antworten wollen. Unsere Antwort ist es, die bewirkt, ob wir an der Herausforderung oder der Krise zerbrechen oder innerlich stärker und weiser werden. Diese innere Haltung erfordert eine bewusste und feste Verankerung und Präsenz in der Gegenwart und mit sich selbst gut im Kontakt zu sein. Die Qualitäten einer mitfühlenden Achtsamkeitspraxis sind die Kraftquellen und zugleich ein innerer Kompass, die es möglich machen, bei hohem Wellengang im Ozean des Lebens, im Gleichgewicht zu bleiben, sich immer wieder neu zu orientieren, zu navigieren, zu lernen, auf den Wellen zu surfen und dabei in einem Gefühl gesunder, bewusster Lebendigkeit zu sein.

„Wie wenn Du an einen Ort gelangst, Dich umsiehst und weißt, dass Du zu Hause bist. Als ob Du ihn schon kanntest, bevor Du ihn sahst. Dort warst, bevor Du nach dorthin kamst. Einfach zu Hause.“

aus Kees Spiering, „Zuhause“

Ich befinde mich durch schmerzhaften Verlust und Abschied nach dem Freitod meines Papas im April 2018 auf einer sehr intensiven und herausfordernden Reise zu mir selbst, die mich auf allen Ebenen meines Erlebens tief berührt und beansprucht. In dieser schweren und „fremden“ Zeit lähmender Fassungslosigkeit und tiefer Traurigkeit haben mein Herz und meine Seele dank sehr wertvoller Begegnungen einen Weckruf erhalten. Und dank liebevoller Begleiter auf meinem Heilungs- und Entwicklungsweg, wage ich mutige und tiefe Blicke ins Innere, begegne mir selbst (neu) und mache mich mit meinem wahren Wesen vertraut. (An dieser Stelle möchte ich mich ganz besonders bei Annic, Susanne, Elke, Gerlinde, bei Natalie, Birgit und Inga von Vergiss mein nicht, Wiebke, bei meiner Familie und bei Babs, Nils, Lotte, Julia B., Tanja B. und Kathrin bedanken). Ich spüre tief sitzende schmerzhafte Erinnerungen auf, die auf zellulärer Ebene gespeichert sind, schaue, was die Wunde braucht, um zu heilen, so dass sich die Zellen regenerieren, Blockierungen sich auflösen und in heilende Energie umwandeln können. Ich erfahre tiefen emotionalen Schmerz, Traurigkeit, Fassungslosigkeit, Schwere und haltlose Leere, erhalte aber gleichsam wundervolle und erhellende Lerngeschenke und erlebe heilsame Dankbarkeit, Freude, Leichtigkeit, Lebendigkeit, Verbundenheit und Liebe.

„Spannung ist, wer Du glaubst sein zu müssen. Entspannung ist, wer Du bist.“

Chinesisches Sprichwort

Ich bin mit meinem Körperbewusstsein, meinem intuitiven Wissen, verbunden und spüre, was ich erlebe, während ich es erlebe. Es ist essentiell für mich, auf die Weisheit meines Körpers und Herzens zu hören, wahrhaft hinzuhören, zu spüren und zuzulassen, was sich zeigen möchte, um über die gewohnheitsgemäßen, automatischen Muster des Denkens, Fühlens und Verhaltens hinauszugehen, damit ich meiner wahren Natur begegnen und mich entwickeln kann. Achtsames und mitfühlendes Gewahrsein schenkt mir die Freiheit, bewusst zu entscheiden, wie ich auf das Leben antworten möchte. Ich bin direkt im Kontakt mit dem Leben. Ich spüre und erfahre es, mache mich immer wieder neu mit ihm vertraut, verbinde mich und bekomme einen Geschmack von der Fülle und dem immer neuen Wunder der Erfahrung.

Ich erlebe, dass es zu meinem Entwicklungs- und Heilungsprozess dazugehört, mit diesen Erfahrungen zu sein. Ich übe mich darin, zuzulassen, dass das Leben mich trägt und ich mich diesem Lebensprozess anvertrauen darf. Dass ich darauf vertrauen darf, dass es eine Kraft gibt, die alles zusammenerhält, die mich und alles Lebendige, Energetische, führt und immer wieder neu sortiert. Und in diesem Wissen und Vertrauen zu leben, macht das Leben erst lebendig und zu dem, was es ist, eine Entdeckungsreise mit bereichernden Lerngeschenken und Begegnungen voller Neugier, Offenheit, Vertrauen, Verbundenheit und Liebe. Die gewaltigen Stürme und tosenden, wilden Wellen, die mich durchgeschüttelt und an meine Grenzen gebracht haben, waren und sind Lehrer und Wegweiser für mich. Ich erfahre, wie wertvoll es ist, die gesamte Landschaft des Lebens anzuschauen und anzunehmen.

Durch die tägliche Praxis und die Kultivierung von (Selbst)Mitgefühl und wohlwollender, liebevoller Güte habe ich (wieder) Halt in mir gefunden und halte mich selbst. Diese innere Qualität verleiht nicht nur meinem eignen Leben bewusste Präsenz und kreative Energie, sondern auch den Menschen, denen ich begegne und die einen festen Platz in meinem Herzen haben. Mitgefühl ist eine kreative Kraftquelle unseres Wesens, es weckt in uns ausgewogene Aufmerksamkeit und Fürsorge sowie selbstloses und ethisches Handeln für ein friedvolles Miteinander. Wenn wir aus wohlwollender Güte handeln, fühlen wir uns im Einklang mit unseren tiefsten menschlichen Werten, der Essenz unseres Wesens, unserer Seele, so dass Neues entstehen kann.

Das Leben begegnet uns auf wunderbare, verrückte, liebenswerte, mal friedliche, mal stürmische Art und Weise. Wie wir inmitten der Herausforderungen, die das Leben uns bietet, annehmend, achtsam und gelassen bleiben können, das ist unsere tägliche Praxis von achtsamen Mitgefühl. Wir begegnen dem Leben so gut wir können, nicht blind, sondern offen und mit einem freundlichen und liebevollen Blick für alles, was uns begegnet, voller Vertrauen in uns, in den Weg und den Prozess. Dem Entstehen vertrauen – mit diesem Verständnis und einem Neu-Erleben wird das Leben selbst zu unserem Lehrer.

Weisheit und Mitgefühl sind die Heilkräfte, die in uns sind und die in jeden Augenblick geweckt werden können, in dem wir aufmerksam und liebevoll bei allem gegenwärtig sind, was sich zeigt. Wenn wir uns dem Fluss des Lebens anvertrauen, es zu lassen, eröffnet sich im Flussbett unseres Bewusstseins, im Strom unseres Gewahrseins, ein Raum, ein sicherer Ort, in dem sich wohlwollend alles zeigen und wieder gehen darf. Und aus dem Fluss wird ein See. Und aus dem See wird ein Ozean, ein grenzenloses Bewusstsein. Zwischen der Weisheit dieses grenzenlosen Bewusstseins und der Liebe und Verbundenheit mit allem, was ist, fließt unser Leben.

„Du kannst nur lernen, dass Du das, was Du suchst, schon selber bist. Alles Leben ist das Erinnern an etwas, was längst da ist und nur auf Entdeckung wartet. Alles Lernen ist nur das Wegräumen von Ballast, bis so etwas übrig bleibt wie eine leuchtende Stille. Bis Du merkst, dass Du selbst der Ursprung von Frieden und Liebe bist.“

– Sokrates –