Beginner´s mind

BEGINNER’S MIND

BEGINNER’S MIND – Peace is every step. Neurozeption und „Wahr-Nehmung“

Über die Kunst, die Welt zu betrachten und zu formen. Die ganze Fülle des Lebens liegt in der Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks…

PEACE IS EVERY STEP
The shining red sun is my heart.
Each flower smiles with me.
How green, how fresh all that grows.
How cool the wind blows.
Peace is every step.
It turns the endless path to joy.

Walk as if you are kissing the earth with your feet.

– Thich Nhat Hanh –

So wie wir die Welt ansehen, so stellt sie sich uns dar. Wir laufen gewissermaßen mit einer Brille auf der Nase durch das Leben. Die Gläser dieser Brille sind von unserem Leben getönt, von unserem persönlichen, familiären und kulturellen Hintergrund. Unsere Erziehung durch nahestehende Bezugspersonen, unterschiedliche Erfahrungen und Erlebnisse haben uns beeinflusst. Die Brillengläser sind von unseren Meinungen, Haltungen und Konditionierungen eingefärbt. Sie filtern unsere Wahrnehmung und beeinflussen unsere Sicht auf die Welt. Uns ist manchmal nicht bewusst, dass unsere Wahrnehmung eine äußerst persönliche Erfahrung ist. Und dieses Nichtbewusst-Sein kann unserem Geist zur Gewohnheit werden und alles, was wir wahrnehmen und tun, beeinflussen und einschränken.

Als denkende und fühlende Wesen streben wir danach, uns sicher zu fühlen – in unserem Körper, der inneren und äußeren Welt und in unseren Beziehungen zu anderen. Unser Autonomes Nervensystem (ANS) ist ständig für uns im Einsatz. Es überwacht und beschützt uns, indem es unablässig Situationen als sicher oder gefährlich identifiziert und lauscht, was in unserem Körper und um ihn herum geschieht. Dieses Lauschen findet weit unterhalb der Schwelle dessen, was wir wahrnehmen und außerhalb der Kontrolle unseres Bewusstseins statt.

Das ANS versucht, Anzeichen für Sicherheit, Gefahr und Lebensgefahr zu erkennen, ohne dass die kognitiven Areale unseres Gehirns im Spiel sind. Und weil wir als Menschen bemüht sind, einen Sinnzusammenhang zu konstruieren (der manchmal wenig mit der tatsächlichen Realität zu tun hat), führt das, was als nonverbales Erleben der Neurozeption beginnt, schließlich zur Entstehung einer Erzählung, die unsere erlebte Realität und unser Alltagserleben prägt. Und schon finden wir uns in einem zum Teil selbstkreierten Stresserleben wieder, was – energetisch betrachtet – unser gesamtes System (Körper, Geist und Seele) schwächt.

„Pass auf, mit welchen Augen Du die Welt betrachtest, denn die Welt wird genau so aussehen, wie Du sie ansiehst. Begreife, was Du vor Dir siehst, und das Verborgene wird die offenbar werden.“

– Sergio Bambaren in „Der träumende Delphin“ –

Wahrnehmung ist ein aktiver und subjektiv interpretativer Prozess und nicht nur das Aufnehmen von Sinneseindrücken. Wir dürfen „ACHT“ geben und uns fragen, ob das, was wir sehen, wirklich das ist, was es ist und uns achtsam darin üben, die Welt mit einem offenen, unvoreingenommenen und unbeschwerten Blick, dem „Geist des Anfängers“, zu betrachten. Wir öffnen uns rezeptiv für den inneren Dialog, für unsere Sinneserfahrung, für unser inneres Erleben und die Frage, was wir gerade wahrnehmen und wie in Resonanz dazu unsere innere Haltung ist und sein soll. Durch das Üben einer achtsamen, nicht wertenden und offenen Präsenz des Bewusstseins im gegenwärtigen Augenblick eröffnet sich die Möglichkeit, die Welt klarer zu sehen und bewusster zu handeln.

Dem Anfängergeist stehen alle Möglichkeiten offen. Jeder Augenblick und jede sinnliche Erfahrung, welche wir von Moment zu Moment erleben, ist einzigartig. Diese Geisteshaltung ermöglicht es uns, für ein Neu-Erleben empfänglich zu sein und verhindert, dass wir in Routine erstarren und den Kontakt zu uns und unserem Leben verlieren. Wie ein Kind erforschen wir mit einem neugierigen, offenen und unvoreingenommenen Blick voller Entdeckerfreude den gegenwärtigen Augenblick und alles, was uns begegnet. Oftmals genügt ein Wechsel der Blickrichtung oder die Art und Weise wie (mit welchen Augen) wir Situationen „WAHR“ nehmen und betrachten. Die innere Qualität und Haltung, mit der wir unsere äußere und innere Welt betrachten, macht dabei den Unterschied und hilft uns, die Situation zu verändern und neu zu erleben. Und somit wird aus einem „Au“ vielleicht ein „Wow“ – und im besten Fall wird es eine Erfahrung, an der wir wachsen und uns weiterentwickeln können. Ein Lerngeschenk eben.

„Die wirkliche Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu erforschen, sondern darin, mit neuen Augen zu sehen.“

– Marcel Proust –

Wenn wir die Art und Weise ändern, wie wir die Welt, die Dinge oder Situationen betrachten, dann ändern sich nicht nur unsere Wahrnehmung und unser inneres Erleben, sondern automatisch ändert sich auch in Resonanz dazu die äußere Welt, die Dinge oder Situationen. Und so wird jede Begegnung Kraft eines offenen Gewahrseins zu einem lebendigen Neu-Erleben, jeder Moment kann sich neu und frei entfalten. Und durch diese innere Ausrichtung kreieren wir als Schöpfungswesen unsere Realität. Der Geist erschafft diese Welt. Alles, was wir als wahr erachten, wird zu unserer Realität. Das Resonanzprinzip sei an dieser Stelle noch einmal betont. Die Welt ist unserer Spiegel. Alles, was wir wahrnehmen, hat einen Bezugspunkt in unserem Inneren. Je weniger begrenzende Gefühls- und Gedankenmuster in uns abgespeichert sind, desto freier können wir leben. Freiheit beginnt demnach in uns selbst und hat wenig mit äußeren Umständen zu tun. Jede innere Transformationsarbeit zur Klärung und Weitung unserer Resonanzfelder ist unermesslich wertvoll, insbesondere mit Blick auf den Bewusstseinsanstieg und die damit einhergehenden (Ver)Wandlungen, die passieren.

„Wir sind, wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken. Mit unseren Gedanken formen wir die Welt.“

– Buddha –

An unseren äußeren Lebensumständen können wir unsere inneren Wahrheiten erkennen. Wir dürfen uns ehrlich und wahrhaftig fragen, ob uns gefällt, was wir sehen und wie wir unser Leben gestalten. Sind wir Schöpfer, Co-Kreator oder Opfer? Passiert das Leben einfach, oder gestalten wir es ganz bewusst und selbstermächtigt? Möchten wir etwas verändern und uns vielleicht endlich aus einer unbewussten Opferhaltung befreien? Es lohnt sich, über diese Fragen mit hingebungsvoller Tiefe und mutiger Wahrhaftigkeit nachzudenken und eine Entscheidung zu treffen. Verborgenes aus dem Unbewussten darf jetzt sichtbar und mit einem mutigen, klaren Blick angeschaut und liebevoll transformiert werden. Ein Abgleich zwischen den Bedürfnissen und der gelebten Realität kann dazu führen, dass wir richtungsweisende Entscheidungen treffen, die auf einer (ursprünglichen) neuen Wahrheit beruhen oder die der eigenen Wahrheit und der reinen, ursprünglichen Wesensnatur mehr entsprechen.

Damit wird das Leben selbst zu unserem Lehrer und wir zum Autor des Drehbuchs unseres Lebens. Sobald wir über unsere geistige Ausrichtung unsere Gedanken (ver-)ändern und sie in eine andere, freundliche, heilsame und liebevolle Richtung lenken, (ver-)ändert sich auch unser Empfinden hin zu einem inneren Ausgleich und Harmonie in uns. Und da den natürlichen Gesetzmäßigkeiten zufolge alles nach Harmonie und zum Ausgleich strebt, entsteht aus innerer auch äußere Harmonie. Wenn wir im inneren Frieden sind, nähren wir damit den Geburtsprozess eines erhöhten globalen friedvollen menschlichen Bewusstseins. Das reine Sein vermehrt, schafft echten Wert, ehrt die kosmischen Prinzipien und fügt allem Liebe hinzu. Liebe erzeugt Schwingung, Energiefluss, Harmonie und Ordnung, trägt alles in das reinste Licht und damit in die Vollkommenheit zurück. Der Weg der Liebe, in die All-Liebe und All-Verbundenheit, geschieht über die Selbstliebe. Aus der Selbstliebe erwächst die Nächstenliebe. Wenn wir das wahre Wesen in uns und in allem erkennen, gelingt es uns leichter, uns in unserer Mitte und hohen Schwingung zu halten. Genau darum geht es nun auch global im Kollektiv für uns als Menschheit. Die Schwingung erhöht sich kontinuierlich, dadurch wird schlafendes Bewusstsein erweckt und die Ego-Kräfte verteidigen sich vehement. Die reine Wahrheit steht für sich selbst, sie bedarf keiner Verteidigung, sie kann gewähren lassen. Das Gleiche gilt für die reinen Schöpferkräfte in uns, aus denen wir selbstermächtigt alles erschaffen und „Schritt für Schritt“ in eine friedliche Richtung lenken können.

„Die ganze Fülle des Lebens liegt in der Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks, im Jetzt, aber viel zu oft stehen wir dieser Erfahrung selbst im Weg. Wir sehen nichts so, wie es wirklich ist, weil wir allem ständig unsere vorgefasste Meinung überstülpen. Wir nehmen an, dass unsere alltägliche Sicht selbstverständlich die einzig richtige ist und sind völlig blind für die außergewöhnliche Vielfalt, die auch den gewöhnlichen Dingen innewohnt. Um den Reichtum des Augenblicks sehen zu können, müssen wir den Geist des Anfängers entwickeln, das heißt eine innere Einstellung der Offenheit gewinnen, die bereit ist, alles so zu sehen, als wäre es das erste Mal.“

– Jon Kabat-Zinn –